Die im Stadtarchiv von Bad Homburg liegenden Baupläne von 1832 zu einem „romanischen“ Projekt weisen eindeutig auf die 1839-41 gebaute Kirche in Schaafheim. Sie zeigen allerdings einen Moller-Bau, der sich von den früheren so unterscheidet, dass man im Zweifel war, ob es sich hier um ein Original handelt. Doch in der Urkunde in dem Grundstein der Schaafheimer Kirche findet sich der eindeutige Beleg: „Der Plan und die Zeichnung ... war vom Großherzoglichen Hofbaudirektor Georg Moller in Darmstadt entworfen worden und wurde unter der Leitung des Großherzoglichen Kreisbaumeisters Kraus ausgeführt“. Lange war man irritiert worden durch die sonst bei Moller unüblichen halbkreisförmigen Doppelarkaden bei den Emporen und die romanisierenden Ornamente. Es fehlte auch das Lünettenfenster.

Die Außenwände sind von Lisenen gegliedert. Auch die Steinsichtigkeit ist sonst bei Mollerbauten nicht bekannt. Die Kirche steht an Stelle eines baufälligen und 1838 abgerissenen Vorgängerbaus. Der rote Sandstein der Außenmauern gehört in die Gegend. Vom Eingang aus kann man das Aschaffenburger Schloss sehen, das aus ebendiesem Material gebaut ist. Die Kirche liegt beherrschend hoch über dem Dorf. Man erreicht sie über lange Freitreppen und trifft auf den Eingang am quadratischen, vorgelagerten Turm, dessen Portal mit romanischem Dekor geschmückt ist. Der Turm wird durch eine Galerie mit Spitzdach abgeschlossen. Das Kirchenschiff ist von der Kanzel-Orgel-Wand unter einem großen Bogen bestimmt. Es gibt keinen Chorraum, sondern die mollertypische Art Quertrakt mit verschiedenen Räumen und drei Türen vom Kirchenschiff aus. Fast alle Türen und Fenster haben Rundbogen. Die Türen rechts und links vom Altar führen in jeweils einen Korridor und von dort durch weitere Türen direkt ins Freie. Hier lag der Friedhof, nur ein paar Stufen unter dem Niveau des Kirchenfußbodens. Der Transport des Sarges ließ sich auf diesem Wege mühelos bewältigen.

Die Räume des Quertrakts enthalten auch die Treppe zur Kanzel und eine weitere Treppe zu den Emporen, die man ansonsten wohl über die Treppen rechts und links vom Eingang erreichen sollte. Kanzel- wie Orgelfront sind tempelartig gestaltet. Die Säulen der Emporenarkaden tragen korinthische Kapitelle. In den beiden Seitenwänden spenden je drei große Fenster Licht. Der Saal ist flach gedeckt. Die Giebelfront des Quertrakts ist gegliedert durch zwei Rundbogen-Türen und einem ähnlich gestalteten Fenster dazwischen, sowie drei Rundbogenfenstern darüber, die die Orgelempore beleuchten. In Höhe der Kämpfer der Türen im Erdgeschoss umzieht ein Gesims den ganzen Bau und bezieht dabei die Sohlbänke der Seitenfenster ein. Im Giebelfeld gibt es ein kleines Rundfenster. Unter der Traufe und an der Dachkante des Giebels zieht sich ein Rundbogenfries entlang. Rundbogenfriese, romanische Ornamente, Steinsichtigkeit, Rundfenster und Dreiergruppe von Fenstern am Giebel und keine Lünette mehr sind Elemente, die in der Mollerschule weiterwirkten

 

Evangelische Kirche Schaafheim
Baujahr 1839-41
Weinbergstraße
64850 Schaafheim
Telefon 06073-88528
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